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Interview: Gemeinsam für mehr Recycling! - Der Geschäftsführer des Grünen Punkts Michael Wiener im Interview über die Einführung des Gelben Sacks und die Altpapiersammlung

Ab 2021 gibt es im Hohenlohekreis den „Gelben Sack“ – Warum eigentlich? Der Grüne Punkt steht Rede und Antwort zur Systemumstellung

Pressefoto Herr WienerSeit den 90er Jahren gibt es in Deutschland das Verpackungsrecht. Es regelt, dass die Hersteller von Produkten für ihre Verpackungen auch dann noch verantwortlich sind, wenn sie im Abfall landen. Daher hat der Gesetzgeber die Verantwortung für die Einsammlung und Verwertung auch an die Privatwirtschaft gegeben und den Aufbau eines zweiten („dualen“) Entsorgungssystems nur für Verpackungen vorgeschrieben – nach dem Motto: Wer die Musik bezahlt, darf sie auch bestellen. Der Gesetzgeber hat Verpackungen ausdrücklich dem Regime der öffentlichen Abfallentsorgung entzogen und es auf die Privatwirtschaft übertragen.

Zuständig für die Leichtverpackungsentsorgung im Hohenlohekreis ist die Duales System Deutschland GmbH, besser bekannt als der „Grüne Punkt“. Im Gespräch erklärt der Geschäftsführer des Grünen Punkts, Michael Wiener, wieso das Sammelsystem im Hohenlohekreis auf eine Sacksammlung umgestellt werden muss.

Herr Wiener, warum werden im Hohenlohekreis ab 2021 die Verpackungen im Gelben Sack gesammelt? Gab es keine Alternative? Warum nicht die Gelbe Tonne?

Wiener: Ausschlaggebend für die Entscheidung war, dass die Verpackungssammlung mit der grünen Altpapiertonne für die neuen gesetzlichen Anforderungen, die seit 1. Januar 2019 gelten, nicht geeignet ist. Da waren wir uns mit dem Landkreis einig. Die jetzige Altpapiersammlung mit der Grünen Tonne ist für die Bürgerinnen und Bürger außerdem sehr teuer. Das Ziel war also, die Altpapiersammlung von der Verpackungssammlung zu trennen. Jetzt hatten wir aber die Schwierigkeit, dass wir die Änderungen während eines laufenden Vertrages vornehmen mussten. Um eine Einigung bei allen Beteiligten zu erreichen, konnten wir nur den Gelben Sack anbieten – den holen wir dafür aber alle zwei Wochen ab. Im Gelben Sack finden wir außerdem generell weniger Fehlwürfe als in den Gelben Tonnen. Das hilft uns, die gesetzlichen Recyclingziele zu erreichen. Daher haben wir uns für den Gelben Sack entschieden.

Andere Landkreise stellen doch aber auch von Sack auf Tonne um?

Wiener: Das ist immer eine Einzelfallentscheidung. Bei einer Tonne ist das Erfassungsvolumen naturgemäß begrenzt. Ist die Tonne voll, dann ist sie voll – gibt es Gelbe Säcke, können Verbraucherinnen und Verbraucher einfach einen weiteren nehmen, wenn einer voll ist. Zudem werden die Gelben Säcke im Hohenlohekreis künftig alle zwei Wochen abgeholt – bei der Gelben Tonne sind vier Wochen üblich. Auch das spricht eher für die Säcke.

Herr Wiener, das Einsparen von Plastiktüten ist in aller Munde. Der Gelbe Sack ist doch auch eine Plastiktüte?

Wiener: Das ist richtig, aber sie ist so ressourcenschonend wie möglich hergestellt. Man muss schon sehr, sehr viele Gelbe Säcke verbrauchen, um aus dem Material eine Gelbe Tonne herstellen zu können. Aus den gebrauchten Gelben Säcken werden übrigens wieder neue hergestellt. Das ist also ein geschlossener Kreislauf.

Was empfehlen Sie zur Handhabung des Gelben Sacks? Er ist so dünn und reißt so schnell.

Wiener: Wir empfehlen, die Säcke nicht zu überfüllen, damit sie beim Zubinden nicht reißen. Deckel von Konservendosen mit scharfen Kanten nach innen biegen – dann sinkt auch das Verletzungsrisiko. Ein mit Leichtverpackungen gefüllter Gelber Sack wiegt vielleicht zwei Kilogramm, das sollte er auch aushalten, mehr aber nicht.

Welche Bereitstellung zur Abfuhr empfehlen Sie? Bei starkem Wind verwehen die Säcke und Tiere machen sich außerdem an den Inhalten zu schaffen.

Wiener: Je weniger Zeit bis zur Abfuhr vergeht, desto besser, also sollten die Säcke möglichst pünktlich zur Abfuhr rausgelegt werden. Je weniger der Inhalt riecht, desto uninteressanter ist er für Tiere – das heißt nicht, dass die Verpackungen ausgespült werden müssen. Sie möglichst vollständig zu entleeren hilft auch schon.

Was sind Ihre Erfahrungswerte aus anderen Landkreisen? Wie hoch ist die Recyclingquote bei Gelben Säcken im Vergleich zur Gelben Tonne?

Wiener: Erfahrungsgemäß weisen die Säcke weniger Fehlwürfe auf als die Tonnen, weil sie transparent sind, man also sieht, was drin ist, und der Müllwerker schon beim Anheben am Gewicht merkt, ob noch etwas anderes darin ist als Leichtverpackungen. Generell verlangt das Verpackungsgesetz, dass mindestens 50 Prozent von allen gesammelten Abfällen recycelt werden müssen. Wenn wie bisher nach der Sortierung im Durchschnitt 30 Prozent Sortierreste übrig bleiben (das sind vor allem auch Fehlwürfe), dann wird es schwierig, diese Quote zu erreichen.

Welchen Tipp haben Sie für Verbraucherinnen und Verbraucher, was sie beim Mülltrennen beachten können, um das Recycling zu unterstützen?

Wiener: Natürlich sollte man keinen Restmüll in den Gelben Sack stecken – keine Windeln, keine Speisereste, aber auch keine Videokassetten, die wickeln sich in der Sortieranlage komplett ab und bringen die Maschinen zum Stehen oder zerstören sie sogar. Und wenn eine Verpackung mehrere Bestandteile hat, sollte man die voneinander getrennt in den Gelben Sack geben, also zum Beispiel den Aludeckel vom Joghurtbecher abziehen und nicht etwa in den Becher stecken. Sonst geht der komplette Becher ins Aluminium und der wertvolle Kunststoff geht verloren, da die Sortieranlage immer nur einen Wertstoff erkennen kann.

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